domingo, 5 de julio de 2015

Finaltag beim Faustball-Europacup

Finaltag beim Faustball-Europacup

Das Spiel um Platz 3 bringt „das Schweizer Derby Diepoldsau – Widnau in Linz“, wie es Diepoldsau Spieler-Trainer Manuel Sieber nach dem Halbfinale treffend formuliert hat. Die Ausgangssituation scheint zumindest auf dem Papier klar: Widnau ist – mittlerweile entthronter – Europacup Titelverteidiger. In der Meisterschaft liegt das Team von Betreuer-Duo Kurt Sieber/Remo Pinchera hinter Wigoltingen auf dem 2. Platz. Diepoldsau ist in der diesjährigen Meisterschaft noch nicht so richtig in Fahrt gekommen, rangiert derzeit auf dem 5. Platz und musste sich Widnau in beiden Saisonduellen geschlagen geben. Für Diepoldsau spricht jedoch, das das Team immer dann befreit aufspielt, wenn sie niemand auf der Rechnung hat.
Widnau beginnt heute mit Kevin Kohler, Mario Kohler und Kapitän Mark Hüttig in der Verteidigung, vorne sollen wieder Cyrill Schreiber und Brasilien-Legionär Juliano Fontoura für den nötigen Druck suchen. Diepoldsau setzt mit Stefan Eggert, Manuel Sieber und Kapitän Fabian Marty wieder auf dieselbe Abwehr wie gestern, vorne beginnt heute allerdings heute Raphael Schlattinger an der Seite von Christian Lässer. Lukas Lässer bleibt vorerst auf der Bank.
Widnau präsentiert sich heute in Top-Verfassung. Die Abwehrspieler bringen die Bälle gut nach vorne, Cyrill „Fausto“ Schreiber punktet fast nach Belieben. Die Diepoldsauer sind vom ersten Ball an schwer unter Druck. Der 1. Satz geht somit klar mit 11:6 an Widnau.
Ein ähnliches Bild im 2. Satz. Nach wenigen Bällen kommt Lukas Lässer für Raphael Schlattinger, am Spielverlauf ändert das jedoch nichts. Widnau holt sich auch diesen Satz souverän mit 11:6. Noch schlimmer das Ergebnis im 3. Satz. Diepoldsau macht nur 4 Punkte – 4:11. Widnau gibt nun auch den Ersatzspielern die Chance auf einen Einsatz, Jan Meier kommt für Juliano Fontoura, Yanick Linder für Kevin Kohler.
Im 4. Satz kommt auch Domenic Fehle noch zu seinem Einsatz, er ersetzt Kapitän Mark Hüttig. Diepoldsau kann auch in diesem Satz nicht mehr nachlegen, muss die gleich die ersten sechs Punkte abgeben. Nach 12 Servicewinnern leistet sich Cyrill Schreiber in diesem Satz die ersten drei Servicefehler, dennoch geht der Satz mit 11:7 klar an Widnau.
Auch für Diepoldsau Kapitän Fabian Marty eine klare Angelegenheit: „Gratulation an Widnau, das war ein verdienter Sieg.“ Letztendlich konnte man dem großen Druck nicht stand halten, „es war aber auch schon wenig die Luft draußen.“ Zu schaffen machte Diepoldsau auch die dünne Personaldecke: „Malik Müller ist kurzfristig verletzt ausgefallen, auch andere Spieler sind verletzt oder konnten aufgrund von Verpflichtungen beim Militär nicht mitkommen.“ Der Weltmeisterschaft im November sieht Marty mit Zuversicht entgegen: „Verein und Nationalteam kann man nicht vergleichen, da werde sicher wieder einige Spieler aus Diepoldsau in Topform dabei sein.“
Glücklich über den erreichten 3. Platz ist Widnau Kapitän Cyrill Schreiber. „Heute lief alles gut, viel besser als gestern. Vor allem das Service war besser als gegen Pfungstadt.“ Im Oktober geht es für Widnau beim Weltpokal in Brasilien noch um einen internationalen Titel. Für Widnau wäre es der erste Weltpokal-Titel, für Schreiber der 4. Der Weltmeistertitel fehlt ihm jedoch noch: „Wir werden in Argentinien alles dafür tun, den Titel endlich in die Schweiz zu holen!“
Auch im anschließenden Finale ist die Rollenverteilung auf dem Papier klar. Der TSV Pfungstadt ist als amtierender Weltpokalsieger im Faustball derzeit das Maß der Dinge. Star der Mannschaft ist Kapitän und Angreifer Patrick Thomas, der über den wohl härtesten Schlag im internationen Faustball verfügt. Unterstützt wird er durch eine kompakte Abwehr und perfektem Zuspiel. Der FBC ABAU Linz Urfahr gilt unter Experten zwar als Außenseiter, aber keineswegs als chancenlos. Die Abwehr hat sich bisher keine Blöße gegeben, und im Angriff kann sich Trainer Manfred Leitner neben Brasilien-Legionär Patrick Piermann auch auf den wieder genesenen Deutschland-Legionär Maximilian Horber verlassen, der sich gestern schon mit tollen Schlägen eindrucksvoll zurückgemeldet hat. Zudem hat man mit Martin Weiß noch einen Superstar als Joker, der trotz – oder vielleicht sogar wegen – seiner 37 Jahre einem Spiel in schwierigen Situationen die entscheidende Wende geben kann.
Im internationalen Faustballsport wird nichts mehr dem Zufall überlassen. Die Spieler sind allesamt Amateure, Vorbereitung und Training werden jedoch auf dem Niveau von Profisportlern absolviert. Die Vereine versuchen – mit begrenzten Geldmitteln – den Spielern ein professionelles Umfeld zu bieten. So gab es heute morgen bei Urfahr noch eine ausgiebige Analyse der gestrigen Begegnungen. „Jedes Faustballspiel ist anders, oft entscheiden Zufall oder Tagesverfassung ein Spiel. Trotzdem können wir mit genauen Spielanalysen Tendenzen erkennen und uns dementsprechend einstellen bzw. eine Taktik entwickleln. Das ist für uns ein weiterer Mosaikstein auf dem Weg zum Erfolg“, meint Trainer Leitner.
Pfungstadt beginnt wieder mit derselben Aufstellung wie im Halbfinale, Oliver Späth, Ajith Fernando und Sebastian Thomas in Abwehr und Zuspiel, Nick Trinemeier und Patrick Thomas im Angriff. Auch Urfahr setzt auf die Erfolgs-Fünf von gestern: Bela Gschwandtner, Harald Pühringer und Kapitän Siegfried Simon in Abwehr und Zuspiel, die Legionäre Patrick Piermann und Maximilian Horber im Angriff.
Die ersten beiden Sätze verlaufen sehr ähnlich. Urfahr kann immer nur zu Beginn mithalten, danach können sie dem Druck Pfungstadts nicht mehr viel entgegen halten. Patrick Thomas nimmt Patrick Piermann konsequent aus dem Spiel, erzielt dabei auch viele Punkte. Piermann ist im Service stark, leider mischen sich auch immer wieder Serivce- und Schlagfehler dazwischen. Die ersten beiden Sätze gehen mit 11:5 und 11:6 klar an Pfungstadt.
Im 3. Satz stellen sich die Linzer besser auf die Angriffe von Patrick Thomas und Nick Trinemeier ein, machen kaum noch Fehler. Im Service sind beide Mannschaften extrem stark, Piermann und Thomas schlagen jeweils 3 Servicewinner. Eine fehlerlose Leistung und sensationelle Angriffe des groß ausspielenden Patrick Piermann bringen den 11:6 Satzgewinn für Urfahr.
Im 4. Satz bringt Pfungstadt Trainer Dieter Thomas Hendrik Vetrer für Oliver Späth. Urfahr kann das Niveau des 3. Satzes nicht mehr halten. Patrick Thomas läuft zur Hochform auf und bringt die Linzer Spieler mit wuchtigen Angriffen zur Verzweiflung. Mit 11:6 geht der Satz wieder klar an die Deutschen.
Im 5. Satz nimmt Urfahr-Coach Manfred Leitner zwei Veränderungen in der Aufstellung vor, bringt Ruben Schwarzelmüller für den heute glücklosen Harald Pühringer sowie Edel-Joker Martin Weiß für den starken Horber. Nun entwickelt sich ein packender Schlagabtausch, tolle Bälle auf beiden Seiten bringen einen 6:6 Gleichstand. Auf einen Abwehrfehler bei den Linzern folgt ein Winner von Patrick Thomas, der wie so oft in diesem Spiel über Patrick Piermann punktet. Beim Stand von 6:8 zeigt Piermann dann Nerven. Ein Übertrittsfehler beim Service sowie ein Service ins Seitenout bringen 4 Matchbälle für Pfungstadt. Patrick Thomas verwetet gleich den ersten zum 11:6. Pfungstadt ist zum 8. Mal Europacupsieger. Urfahr präsentiert sich heute als starker Gegner, Patrick Piermann kann mit 13 Winnern im Service genauso oft punkten wie Patrick Thomas. Letztendlich machen aber eine geschlossen starke Mannschaftsleistung und ein überragender Patrick Thomas den Unterschied aus. Thomas gelingt ein „perfektes Spiel“, er bleibt ohne Eigenfehler, wie auch IFA-Präsident Karl Weiß bei der Siegerehrung hervorhebt.
Pfungstadt-Zuspieler Sebastian Thomas freut sich nach dem Sieg bereits auf den Weltpokal im nächsten Jahr. „Mit Namibia haben wir noch eine Rechnung offen, vor zwei Jahren unterlagen wir dort im Finale Novo Hamburo.“
Auch sein Bruder ist nach dem Europacupsieg überglücklich. Neben zahlreichen anderen Titeln ist es für ihn bereits der dritte Europacup-Erfolg. Selbstverständlich ist das Siegen dennoch nicht geworden: „Wir haben es immer wieder mit sehr starker Konkurrenz zu tun, müssen jedes Mal alles abrufen. Für mich zählt daher jeder Titel gleich viel. Auch Urfahr war heute ein starker Gegner, den man nur besiegen kann, wenn es gelingt, extrem viel Druck aufzubauen.“ Auf seine fehlerlose Leistung angesprochen meint er: „Ich freue mich sehr über die anerkennenden Worte von IFA Präsident Karl Weiß. Während des Spiels war die Anspannung sehr groß, da ist mir das nicht aufgefallen.“
Urfahr-Kapitän Siegfried Simon zeigt Respekt für die Pfungstädter Leistung: „Wir haben bis zu Umfallen gekämpft, aber am Ende spricht das Satzverhältnis klar für unseren Gegner. Der Unterschied zu Patrick Thomas war heute einfach zu groß.“ Simon, der als Fixstarter für die Weltmeisterschaft im Argentinien gehandelt wird, zeigt sich bei der Zielsetzung zurückhaltend. „Wir haben uns als Ziel gesetzt, eine Medaille zu erreichen. Die Konkurrenz ist enorm stark, Deutschland, die Schweiz und Brasilien zählen zu den Titelaspiranten. Wenn wir mit einer Medaille heimfahren, können wir zufrieden sein.“
Abwehr-Spieler Bela Gschwandtner ist im ersten Moment natürlich sehr enttäuscht über die Finalniederlage, „aber morgen kann ich mich sicher über die Silbermedaille freuen.“ Auch für ihn ist Pfungstadt der verdiente Sieger. „Patrick Piermann hat zwar toll gespielt, vor allem im 3. Satz, es ist aber sehr schwierig, dieses Niveau über das gesamte Spiel zu halten.“
„Natürlich ist die Enttäuschung da“, meint auch Martin Weiß. Besonders bitter ist, dass Urfahr in diesem Jahr auf dem Feld erst zwei Niederlagen einstecken musste, beide innerhalb einer Woche, und beide in einem Finale. „Faustball ist kein Wunschkonzert. Um in einem Finale zu bestehen, muss man letztendlich seine Chancen besser nutzen. Wenn der Gegner keine Fehler macht, ist das ganz schwierig. Ich kann Pfungstadt nur zum Titel gratulieren!“. Für ihn persönlich war es schlimm, auf der Ersatzbank zu sitzen und nicht eingreifen zu können. „Ich hätte mir gewünscht, schon früher eingewechselt zu werden. Speziell im 2. Satz haben wir unsere Chancen nicht verwertet. Als Spieler will man natürlich immer auf dem Feld stehen.“ Für Weiß war es der letzte Auftritt im A-Team von Urfahr. In Zukunft will er sich verstärkt seiner Familie widmen. „Niemand muss sich vor einem Comeback fürchten“, grinst der 37-Jährige, bevor er sich auf den Weg ins 600 Kilometer entfernte Dennach macht. Dort hat die von ihm betreut Urfahr-Frauen-Mannschaft am Sonntag die Chance, doch noch einen Europacup-Titel nach Linz zu holen.
Bericht: Stefan Gusenleitner


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